Zeitung

Warum wäre das von der DUH geforderte Böllerverbot dauerhaft sinnvoll? Wir sind den Argumenten der Umweltschützer/-innen auf den Grund gegangen.

Unter dem Hashtag „Böllerciao“ hat die Deutsche Umwelthilfe (DUH) in einem offenen Brief an die Bundesinnenministerin Nacy Feaser ein dauerhaftes Böllerverbot in Deutschland gefordert. Die Umweltschützer/-innen verweisen in ihren Kommentaren rund um die Aktion darauf, dass sich ohnehin die Mehrheit der Menschen in Deutschland einen Verzicht auf Raketen und Böller in der Silvesternacht wünschen. Diesen Trend belegen offizielle Verkaufszahlen, denn bereits in den beiden Jahren vor Beginn der Corona-Pandemie und den 2020 und 2021 geltenden Böllerverboten ging der Umsatz beim Verkauf von Silvesterfeuerwerk deutlich zurück, nachdem über mehr als ein Jahrzehnt hinweg ein kontinuierlicher Anstieg der Umsatzzahlen zu verzeichnen war.

2022 sprechen besondere Gründe für einen Verzicht auch ohne Böllerverbot

Die DUH verweist in der Begründung für das geforderte Böllerverbot unter anderem auf Rücksicht auf geflüchtete Menschen. Deutschland verzeichnete seit Beginn des Ukrainekriegs nach Angaben des Statistischen Bundesamts bereits Ende August mehr als 750.000 Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine. Dabei handelt es sich mehrheitlich um Mütter mit Kindern. Viele ukrainische Flüchtlinge haben Teile der Kriegshandlungen aus unmittelbarer Nähe erlebt und haben psychische Schäden in Form von Posttraumatischen Belastungsstörungen davongetragen. Sie werden allein schon durch die Geräusche getriggert, die von den Silvesterböllern ausgehen. Hinzu kommt der Geruch des in den Böllern enthaltenen Schwarzpulvers, das für einen zusätzlichen Erinnerungsreiz sorgt. Dadurch werden die schlimmen Bilder und Ängste aktiviert (getriggert), die sie mit nach Deutschland gebracht haben. Wer das diesen Menschen nicht zumuten möchte, die für den Krieg in ihrer Heimat nicht verantwortlich sind, sollte auch ohne ein offizielles Böllerverbot zu Silvester auf die Knallerei freiwillig verzichten.

Böllerverzicht und Böllerverbot schonen Umwelt und Klima

Das Silvesterfeuerwerk ist eine nicht mehr zeitgemäße Tradition, denn davon gehen enorme Belastungen für die Umwelt, das Klima und Gefahren für Menschen und Tiere aus. Nach offiziellen Angaben des Umweltbundesamts gelangen allein durch die Silvesterböller pro Jahr mehr als 2.000 Tonnen Feinstaub binnen weniger Stunden in die Luft. Der als gesundheitskritisch eingeschätzte Grenzwert liegt bei 50 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft. In der Silvesternacht werden stellenweise mehrere Tausend Mikrogramm pro Kubikmeter gemessen.
Doch nicht nur der Feinstaub sorgt für Probleme. Nach offiziellen Angaben des Verbands kommunaler Unternehmen e. V. fielen vor Beginn der Coronakrise allein in Berlin, Frankfurt, Hamburg, Köln und München insgesamt rund 190 Tonnen Müll durch die Silvesterböller an. Es wäre schön, wenn der gesamte Böllermüll auch tatsächlich eingesammelt und ordnungsgemäß entsorgt werden könnte. Doch das ist in der Praxis nicht der Fall. Viele Partikel landen in der freien Natur, wo keine Kehrmaschinen fahren. Die Schadstoffe gelangen in den Boden oder in Gewässer und werden am Ende zu einem Teil der ohnehin riesigen Müllstrudel in den Ozeanen. Diese Umweltverschmutzung ist durch einen freiwilligen Böllerverzicht einfach vermeidbar.

Quelle: DUH, Umweltbundesamt, Statistisches Bundesamt, statista